Inhalt

Die Geschichte der Cosmas- und Damian-Kirche

Im Jahr 1275

wird die Pfarrkirche St. Cosmas und Damian erstmals erwähnt. Der Legende nach waren die Brüder Cosmas und Damian berühmte Ärzte, die unentgeltlich ihren Beruf ausübten und nach ihrem Tod durch Heilungswunder vielen Kranken halfen. Sie sollen bei der Christenverfolgung 304 n.Ch. enthauptet worden sein. Cosmas und Damian gelten als Patrone der Ärzte und Apotheker. Wie ihr Name hierher auf die Alb kam, ist unklar.

Baugeschichtlich geht die Kirche, so wie sie sich uns heute darstellt, ins 13. Jahrhundert zurück. Von der Bauweise her und aufgrund von aufgedeckten Steinen der untersten Schicht dürfte aber die Kirche noch wesentlich älter sein. Äußerlich weist der Zackenfries am kleinen Chorfenster in die Romanik, die zwischen den Jahren 1000 und 1250 angesetzt wird. Das Fenster selbst, dies wurde erst im September 2006 festgestellt, ist ein "Auferstehungsfenster" von Walter Kohler aus dem Jahre 1937.

Von daher gehört die Kirche sicher zu den ältesten im Umkreis. Es ist zu vermuten, dass anstelle der Kirche früher eine Kapelle stand. Ein 1936 aufgefundenes Reliquiar weist auf eine sehr frühe Christianisierung dieses Gebietes hin. Es ist heute im Besitz der Kath. Kirchengemeinde.

In der Frühen Gotik, etwa um 1320,

wurde die Kirche in einem zweiten Bauabschnitt verändert. Dazu gehört der Turmschaft und der gotische Bogen auf der Nordseite des Chors. Außerdem wurde das Schiff nach Westen hin erweitert und die Ausmalung der Wände wurde vorgenommen.

Heute ist davon nur noch der Christuszyklus an der Nordwand und ein Zackenfries an der Laibung des kleinen Chorfensters zu sehen. Die übrigen Malereien sind aufgrund späterer Umbauten schon im 16. Jahrhundert verloren gegangen.

In diese Zeit nämlich weist die freigelegte Vertiefung in der Nordwand. Die Aussparung zeigt, daß hier entweder ein spitzbogiges Fenster oder ein Emporeneingang von außen geschaffen wurde. Die dabei zerstörte Malerei wurde mit einer noch heute sichtbaren grauen Farbe übertüncht.

1419 wurde die Kirche mit all ihren Rechten

in das Kloster Urspring inkorportiert. Eine im Jahre 1754 erfolgte Barockisierung wurde deshalb auch von der Äbtissin zu Urspring finanziert. Die Fenster wurden dabei nach oben hin mit noch heute sichtbar abgesetzten Bögen vergrößert. Die Langhausmauer wurde um ca. 80 cm erhöht

Außen ist diese Erhöhung sichtbar an dem Dachgesims, das sich in Art eines Bogenfrieses um die Kirche zieht. Das Turmoberteil stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Auch dort ist im oberen Teil ein Bogenfries zu erkennen. Im Innern wurde die Langhausdecke stukkiert. Auf vier Medaillons waren die Evangelisten dargestellt, daneben noch Cosmas und Damian und das heilige Abendmahl.

1925 stürzte die Decke

zum Teil ein und musste danach vollends entfernt werden. Zu sehen sind heute noch Stuckrahmenreste. Die Stuckatur des Triumphbogens und des Chores sind noch erhalten.

Im Anschluss daran wurde die Kirche nochmals umgebaut. Die Seitenempore an der Nordwand entfiel und der Emporenaufgang wurde in einen Anbau aus der Kirche hinausverlegt. Außerdem wurde eine neue Orgel im Chorraum aufgestellt.

1976-77

wurde die Kirche innen restauriert und die Wandmalereien, soweit sie noch ein erkennbares Ganzes darstellten, freigelegt.


Die Kirchenglocken in Ennabeuren

zusammengestellt von Rudolf Schauflinger

Geschichte

Glocken hatten ursprünglich die Bedeutung, Übel abzuwenden und auf die Gottheit einzuwirken.
Seit 500 n. Chr. verbreiteten sie sich im Abendland. Solange die christliche Gemeinde Verfolgungen ausgesetzt war, treffen wir keine Glocken an, wohl aber, sobald dem Christentum freie Religionsausübung gestattet ist.
Beim Läuten der Glocken versammeln sich die Christen einer Gemeinde zum Gottesdienst. Außerdem läuteten in früheren Zeiten Glocken auch bei Ausbruch eines Feuers, eines Unwetters, bei Herannahen eines Feindes oder in einer sonstigen Gefahrensituation.
Drei der vier Glocken der Ennabeurer evangelischen Pfarrkirche stammen aus der Glanzzeit der mittelalterlichen Glockengießerkunst. Sie sind im Glocken-Atlas Württemberg aufgeführt, über deren Produktionsstätten ist allerdings nichts bekannt. Früher wurden Glocken durchwegs in Klöstern und anderen kirchlichen Zentren produziert.
  • Die älteste Glocke der evangelischen Kirche, in schwerer Rippe gegossen, stammt aus dem 15. Jahrhundert: Schlagton b'+5, Inschrift:"+lux+marx+mateus+iohannes+hilf+got+und +maria".Die Namen der Evangelisten sind also eingraviert.
  • Die größte Glocke kam 1502 nach Ennabeuren: Schlagton
    as'+6, Inschrift: "+iohannes mateus lucas cosmas damianus ihs maria (zwei Eicheln) 1502iar".
  • Die im Deckengebälk hängende kleine Taufglocke aus dem Jahr 1517 hat den Schlagton cis'" und die Inschrift: "+hilf+maria+und+sant+lenhart".
  • In der Pfarrbeschreibung von 1905 wird die damals neueste Glocke erwähnt: Durchmesser 38 cm, Inschrift: " Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben".
    Gegossen wurde sie von Anton und Karl Zoller aus Biberach. In Übereinstimmung mit dem katholischen Kirchenstiftungsrat sowie der bürgerlichen Gemeinde war sie im Jahr 1900 für 209 Reichsmark angeschafft worden.
Diese Glocke wurde im Ersten Weltkrieg beschlagnahmt. Die übrigen drei Glocken blieben der Gemeinde wegen ihres Altertumwerts erhalten.
Im Frühjahr 1963 wurde eine neue Glocke mit der Inschrift: "Christus ist unser Friede" gekauft. Maßgebend für die Klangschönheit und Akkustik ist die Glockenstube. Die Schlagtonlinien ("Stimmen") der drei verbliebenen großen Glocken as, b, und c entsprechen dem geforderten diatonischen Dreiklang. Alle drei Glocken ergeben eine gute Klangqualität und sorgen für das vertraute Geläut unseres Heimatdorfes.

Glockenbeschlagnahmung im zweiten Weltkrieg

Glocken Obwohl einwandfrei die Unrentabilität der Verhüttung der Glocken im Ersten Weltkrieg bewiesen wurde, verschwanden ab 1942 trotzdem wieder fast zwei Drittel aller deutschen Glocken in den Feueröfen der Geschützgießer.
So blieb auch die evangelische Kirchengemeinde im Zweiten Weltkrieg nicht verschont und zwei ihrer Glocken wurden vorübergehend beschlagnahmt.
Im Protokoll des Kirchengemeinderats heißt es: "Wie eine Nachfrage beim Oberkirchenrat im Jahr 1946 ergeben hatte, sollen sich die Glocken in einem Hüttenwerk befinden".

Am 06.12.1947 ging dem evangelischen Pfarramt die amtliche Mitteilung zu, dass in einiger Zeit die beiden Glocken zum Rücktransport kommen sollten; der Zeitpunkt der "Heimkehrerinnen" konnte jedoch nicht vorausgesagt werden. Um die Glocken wieder zu platzieren, wurde vom Kirchengemeinderat eine Flachssammlung veranstaltet. Kurz darauf wurden die beiden vermissten Glocken wieder in den Turm der evangelischen Kirche eingehängt.

Glockenläuten

Bis ins Jahr 1900 war der Schulmeister neben seiner Tätigkeit als Organist, Kantor und Vorsänger als Mesner für das Lauten der Glocken zuständig. Außerdem hatte er einen Hilfsmesner und Läutebuben.

Im Juni 1900 wurde das Mesner- und Organistenamt vom Schuldienst getrennt. Die danach langjährig tätige Mesnern Anna Höflinge wurde beim Läuten durch sechs bis sieben Werktagsschüler unterstützte die aus der Kirchenpflege eine jährliche Belohnung von je zwei Reichsmark erhielten.

Die Umstellung des Kirchengeläuts auf elektrischen Betrieb wurde in den 50er Jahren dringend gefordert. Für die Mesnerin Chr. Schwenkglenks (bald 70 Jahre alt) sei das Läuten eine starke Belastung. "Auch das Läuten bei Trauungen und Beerdigungen bereitet Schwierigkeiten, da man oft kaum mehr Läutebuben dafür bekommt", heißt es im Kirchengemeinderatsprotokoll 1961.

Im Jahr 1963 war es dann soweit: Durch den Einbau eines elektrischen Geläutes und eines neuen Glockenstuhls waren die nostalgischen Zeiten des über 450jährigen manuellen Läutens mit dem Seil durch Mesner und Läutebuben endgültig vorbei.